„Ich bin hier der Chef!“
Hört man nicht selten LehrerInnen sagen – und vermutlich auch meinen. Aber der Chef sein zu wollen und der Chef zu sein? Das sind zwei ganz unterschiedliche Angelegenheiten, wie jeder weiß, der schon verschiedene Chefs hatte. Eine gute Führungskraft zu sein ist eine Herausforderung, die viel mit Reflexion über das eigene Handeln zu tun hat.
Wie gut funktioniert unsere Unternehmensstruktur?
Betrachte ich mich als Lehrerin als die Führungskraft in der Klasse und meine SchülerInnen als meine Mitarbeiter, dann muss ich mich auch mal fragen, wie gut unsere Unternehmensstruktur eigentlich funktioniert.
Arbeiten wir effektiv – tun wir also die richtigen Dinge?
Arbeiten wir effizient und tun die Dinge richtig?
Wo verpufft unsere Energie?
Welche unnötigen Kämpfe fechten wir aus?
Wo liegt es an mir – und wo macht es mein Einfluss zumindest nicht besser?
Vom Volle-Kontrolle-Lehrer
Es gab eine Zeit, da fand ich unterrichten sehr anstrengend. Ich ermahnte jeden und jede in der Klasse im Laufe des Tages mehrfach (Handy weg! Füße vom Stuhl! Hört auf zu quatschen! … und von vorn). Ich war verantwortlich für den Unterrichtsablauf, für die Kontrolle aller Aufgaben, für die Einteilung von Gruppen, für die Informationsweitergabe (Bringt ein Heft mit! Notiert euch, was in der Klassenarbeit dran kommt! Vergesst nicht zu lernen bis Montag!) und für die Vermittlung des Stoffs natürlich auch. Simple past, past progressive, simple past, past progressive, bis es uns allen zu den Ohren rauskam.
… zur agilen Führungskraft
Irgendwann stellte ich fest: Es geht tatsächlich auch anders. Ohne, dass ich alles permanent kontrollieren, ansagen und bestimmen muss. Mit dem richtigen Rahmen, der das möglich macht – und dabei bricht überraschenderweise nicht das völlige Chaos aus. Und die Noten werden auch nicht schlechter (im Gegenteil). Ich setze auf Partizipation, Verantwortung und Veränderung. Und dabei schaffe ich meinen Unterrichtsstoff sogar schneller als vorher 😀
Classroom Management in agil
Ist dieses Wortungetüm nun die nächste Sau, die durchs Pädagogendorf getrieben wird? Schon möglich. Aber das ist nicht der Punkt. „Classroom Management“ trifft die Sache einfach besser als „Unterrichtsorganisation“ oder ähnliches – denn es geht um alles, was im Klassenzimmer passiert. Und da helfen Agile Methoden mir,
- Motivation und Zielbewusstsein zu schaffen,
- Regeln zu kommunizieren und durchzusetzen,
- Belohnungen als positive Konsequenz einzusetzen,
- aufgabenorientiert und effizient zu arbeiten (und vor allem arbeiten zu lassen),
- individuell zu unterstützen,
- klare Abläufe zu schaffen,
- Verantwortung und Kooperation zu stärken,
- auf Störungen richtig zu reagieren,
- eine positive Arbeitsatmosphäre zu etablieren und
- auf Veränderungen eingestellt zu sein.
Und ich bin überzeugt, dass das in jeder Klasse möglich ist.
Ein paar meiner Tipps zu agilem Classroom Management habe ich in einem Ebook zusammengefasst. Dieses Ebook gibt es Ende der Woche in meinem Weihnachtsnewsletter – anmelden lohnt sich also jetzt besonders 🙂 (z.B. ganz einfach unter diesem Artikel!)
Natürlich ist agiles Classroom Management auch keine Wunderwaffe oder magische Pille – schließlich sind wir Menschen und arbeiten mit Menschen. Und da geht auch mal etwas schief. Damit zurecht zu kommen und trotzdem am Ende guten Unterricht gemacht zu haben: Darauf kommt es doch an!
[mc4wp_form]