„Ich kann was!“ Wie wir lernen, dass wir lernen können.

„Ich lerne nie für Klassenarbeiten. Wenn ich lerne, bin ich nämlich schlechter als wenn ich nicht lerne!“

So oder ähnlich habe ich es schon 1000-fach von SchülerInnen gehört. Und immer sind sie absolut überzeugt von ihrer Aussage: Wenn ich mich bemühe bin ich noch schlechter als sowieso. Gute Noten sind absoluter Zufall und haben nichts mit meinem Arbeitseinsatz zu tun. 

Nichts könnte schlimmer sein für meinen Unterricht!

Denn die Folgen sind klar:  Sie üben wenig oder gar nicht und wenn überhaupt, dann kurz vor knapp. Und so richtig merken sie sich auch nicht, was und wie sie üben sollen.

Irgendwann haben sie mal mit gefühlt großem Einsatz „etwas getan“ für eine Klassenarbeit und sind enttäuscht worden. In der Folge tun sie lieber gar nichts und lassen sich überraschen. Wenn dann mal ein Zufallstreffer dabei ist, steht fest: Üben bringt nichts. Man ist gut in der Schule oder eben nicht.

Drei Wege zu höherer Selbstwirksamkeitserwartung

Es ist die Erwartung an die eigene Selbstwirksamkeit, die da fehlt. Viele Jahre habe ich mit verschiedenen Methoden versucht, dieses Gefühl von Ursache und Wirkung bei meinen SchülerInnen wieder herzustellen. Es ist erstaunlich, wie sich das Verhalten einer Schülerin schlagartig ändert, wenn sie von sich selbst glaubt, dass positives Handeln positive Auswirkungen hat. Drei Herangehensweisen haben sich auf dem Weg zu höherer Selbstwirksamkeitserwartung besonders bewährt.

Üben im Unterricht

Seit ich mit Kanban for Classroom arbeite, üben meine SchülerInnen da, wo ich sie sehen kann: Während der Unterrichtszeit. Da haben wir auch gleich die Gelegenheit, offene Fragen zu klären und einzelne Lösungen zu prüfen. Durch mehr Zeit für Kompetenzerwerb steigt natürlich auch die Kompetenz – für meine SchülerInnen immer wieder ein überraschender Zusammenhang.

Gute Noten für zwischendurch

Kleine, nicht allzu schwere Tests können am Anfang die Richtung weisen: Es ist gar nicht so schwer, die erste Eins deines Lebens zu bekommen! Du musst nur Üben, was dran kommt und die Aufgaben im Test so lösen, wie du es geübt hast. Nichts motiviert mehr, als endlich mal eine gute Note zu bekommen, und wenn es nur für einen kleinen Test ist.

Persönliches Feedback

Wenn ich eine Arbeit herausgebe, sehen SchülerInnen erst mal NUR die Note. Eine Eins! Eine Drei minus! Dann sind sie zufrieden oder enttäuscht – aber sie erkennen die individuelle Leistung nicht. Deshalb holt sich bei mir jeder Schüler seine Arbeit am Pult ab und wir sprechen die gesamte Arbeit kurz durch. Dabei betone ich, welche Leistung jemand gut hinbekommen hat, weil er gelernt hat, und wo noch Defizite liegen, die aufgeholt werden müssen.

Damit setze ich die Arbeit in Perspektive: Kommst du von einer 5 ist eine 3- eine tolle Leistung! Könntest du eigentlich eine 2 haben, ist eine 3- nicht berauschend. Die Verbindung zwischen Input und Output entsteht tatsächlich nur im persönlichen Gespräch. Ein schriftlicher Kommentar auf der Arbeit hat (bei mir) nicht dieselbe Wirkung.

Was sonst noch hilft

Sehr gute Erfahrung mache ich außerdem mit der permanenten Visualisierung der Unterrichtsinhalte. Auf dem Kanban TeamBoard steht alles, was in der nächsten Arbeit auch dran kommt. Keine Geheimnisse, keine Überraschungen! Das gesamte Material ist im Referenzordner vorhanden. Lösungen können jederzeit erfragt werden. Selbstwirksamkeitserwartung steigt auch mit Eigeninitiative: Jeder und jede muss sich Gedanken machen, was noch geübt werden sollte vor einer Arbeit. Die Verantwortung dafür übernehmen meine SchülerInnen selbst.

 

Sag es weiter!

About the Author