Okay, klingt super. Aber wer ist dieser Kanban?
Das habe ich schon mehr als einmal gehört – und wenn du dich das auch schon gefragt hast, kommt hier die relativ kurze und bündige Auflösung des Rätsels.
Alles Gute kommt … aus Japan?
Wenn es um die Steuerung von Arbeitsprozessen geht, offenbar schon. Das usprüngliche Kanban-System wurde schon 1947 bei Toyota in Japan eingeführt, um die Produktivität zu steigern und konkurrenzfähig zu bleiben. Erfinder Taiichi Ohno beschloss, den Materialfluss in der Produktion wie im Supermarkt zu organisieren – was der Verbraucher aus dem Regal nimmt, wird bemerkt und nachgefüllt.*
Arbeiten nach dem Pull-Prinzip
Kanban heißt erst mal nur „Signal-Tafel“ oder „-Karte“. Aber auf die kommt es an. Für die agile Software-Entwicklung borgte man sich das Kanban-Board aus der Produktion und passte es den Bedürfnissen der Entwickler-Teams an: Backlog / To-Do, Next, Work in Progress, Quality Assessment, Done, Live, usw.
Eine Aufgabe läuft also horizontal durch mehrere „Spalten“, wobei man jederzeit sehen kann, in welchem Stadium der Bearbeitung sie sich befindet. Oder vielmehr: eine Aufgabe wird gezogen (Pull) – denn es ist jeweils der Bearbeiter der nächsten rechten Spalte, der sich eine Aufgabe von links herüberzieht, sobald er Kapazität hat.
To-Do – Doing – Done
Das allereinfachste Kanban-Board: was ist zu tun, was ist in Arbeit, was ist fertig? An diesem simplen Prinzip orientieren sich die Kanban-TeamBoards. In der linken Spalte steht alles, was in einem bestimmten Zeitraum zu tun ist (To-Do). Jedes Team markiert dann in seiner Spalte, ob eine Aufgabe in Arbeit (Doing) oder fertig bearbeitet (Done) ist. Im Unterschied zu klassischen KanbanBoards können beim TeamBoard viele Teams dieselben Aufgaben bearbeiten und ihre eigenen Prozesse, aber auch die der anderen beobachten.
Was wir mit Kanban erreichen*
- Wir visualisieren den Fluss der Arbeit. SchülerInnen sehen, woran sie grade arbeiten und was sie schon geschafft haben.
- Wir begrenzen die Menge der angefangenen Arbeit. SchülerInnen arbeiten nie an mehr als 2 Aufgaben parallel.
- Wir messen und steuern den Arbeitsfluss. Im StandUp sehen wir, ob die Arbeit gut organsisiert ist oder es etwas zu verbessern gibt.
- Wir machen die Regeln für den Prozess explizit. Zu Beginn und nach Bedarf wird geklärt, wie das Arbeiten mit Kanban funktioniert, was „fertig“ bedeutet und wann man eine neue Aufgabe beginnen kann.
- Wir fördern Verantwortung. Alle SchülerInnen beteiligen sich an Vorschlägen zu Verbesserungen, jede Stimme wird gehört und als hörenswert geachtet.
- Wir verbessern uns kontinuierlich. In StandUps und Retrospektiven geben und erhalten wir Feedback und sprechen darüber, was und wie verbessert werden kann.
Und warum ist das alles Englisch?
… und Japanisch, genau. Für Kanban for Classroom haben wir uns entschieden, viele Begriffe nicht einzudeutschen, sondern so zu verwenden, wie sie auch in der Software-Entwicklung genutzt werden. Die englischen Begriffe sind einprägsam, präzise und verständlich. Komplizierte Wortungetüme wollen wir vermeiden. Ich habe außerdem festgestellt, dass die SchülerInnen sehr schnell und gut mit diesen Begriffen zurechtkommen, und Kanban TeamBoard, StandUp oder Sprint ganz selbstverständlich benutzen. Und darauf kommt es ja an.