Kinderarbeit ist natürlich verboten. Aber schön ist es schon, wenn alle SchülerInnen voll beschäftigt sind. Wunderbar, wie ruhig es in einer Klasse sein kann, wenn alle zu tun haben und sich auf ihre Aufgaben konzentrieren. Da wird schnell offensichtlich, dass es viel lauter und chaotischer ist, je unklarer meine Arbeitsaufträge sind – und je mehr alle dazu gezwungen werden, still zu sein und zuzuhören.
Mein liebstes Bild:
Zum Stundenwechsel kommt eine Kollegin rein, um die Klasse zu übernehmen. Meine SchülerInnen bleiben einfach sitzen und machen mit dem weiter, woran sie gerade sind. Keiner springt auf und muss mal raus. Keiner hat schon alle Sachen zusammengepackt. Sie merken gar nicht, dass die Stunde zuende ist.
Mein liebster Satz:
„Wir haben uns die restlichen Aufgaben aufgeteilt und schon mal zuhause gemacht, damit wir fertig werden!“
Da lacht das Lehrerinnenherz. Denn ich gebe aus Prinzip keine Hausaufgaben.* Kompetenzerwerb findet in der Hauptsache während der Unterrichtszeit statt. Umso schöner, wenn SchülerInnen von selbst den Ehrgeiz entwickeln, zuhause zu üben.
Nichts zu tun? Gibt es nicht.
Bei Kanban for Classroom sorge ich für so viel Arbeits-, Lern- und Übungsmaterial, dass selbst die schnellsten Teams immer etwas zu tun haben. Mein Ziel: Die SchülerInnen sollen lernen, sich selbst Aufgaben zu stellen. Aus vorhandenem Material lassen sich neue Fragestellungen entwickeln.
Aus einem Lesetext lassen sich Vokabeln und Verbformen ziehen, ein Text kann in eine andere Zeitform oder eine andere Textsorte umformuliert werden. Es lassen sich Fragen zum Text entwickeln und gegenseitig beantworten, es lassen sich zusätzliche Informationen recherchieren, zu einem Sachverhalt kann ein Plakat gestaltet oder ein Kurzvortrag formuliert werden.
Auf „wir sind schon fertig!“ gibt es immer eine Antwort.
Ein wenig zum Leidwesen der SchülerInnen. 60 oder 90 Minuten durchzuarbeiten ist anstrengend. Es gibt weniger „Auszeiten“, in denen man sich einmal berieseln lassen kann. Es gibt kein entspanntes Zuhören (und heimlich ins Handy gucken oder Briefchen schreiben). So sind die Teams unheimlich produktiv – wenn auch nicht immer so ganz begeistert davon.
Aber ich unterrichten ja auch nicht (nur) zum Vergnügen. Ich kann damit also ganz gut Leben 🙂
*Das ist natürlich ein kontroverses Thema. In meiner Schulwelt läuft es aber nunmal so ab, dass die meisten Hausaufgaben nicht erledigt werden. Man verschwendet also ärgerlich viel Zeit damit, das zu sanktionieren – und hat dann nicht mal eine gemeinsame Basis, mit der man weiterarbeiten kann. (Natürlich ist das in anderen Schulformen anders.)