Wir sind so Retro! Meine Retrospektive im September

„Schreiben wir jetzt nach jedem Sprint eine Klassenarbeit?“

Super, denke ich mir, die Terminologie sitzt auf jeden Fall schon mal.
Gerade habe ich erklärt, dass wir uns jetzt gleich zur Retrospektive vor dem Kanban TeamBoard treffen. Wir wollen besprechen, wie der erste Monat im neuen Schuljahr gelaufen ist.

In den ersten beiden Stunden haben wir die erste Klassenarbeit geschrieben, und ein flüchtiger Blick verrät mir, dass der große Teil meiner SchülerInnen von den vielen Gelegenheiten zur Übung profitiert haben. Die meisten haben einen schönen und ausreichend langen Brief geschrieben, die meisten haben die Grammatikübungen vollständig bearbeitet. Wir sind in Englisch, Klasse 9.

„Losen wir heute noch die neuen Teams aus?“

Meine Schüler wissen, was ihnen wichtig ist: Zu wissen, mit wem sie nach den Herbstferien zusammen arbeiten werden. Gleich zwei melden sich freiwillig, um die Lose zu ziehen und ein dritter erstellt die Lose für die ganze Klasse. Die beiden lesen jeweils einen Namen vor, ich notiere das Team an der Tafel. Gespannte Stille, dann großes Hallo: Mal Freude, mal Überraschung, wer der oder die neue TeampartnerIn ist.

„Und, wie ist es so gelaufen?“

„War alles gut.“

„Die Aufgaben waren mir zu leicht.“

„Meine Teampartnerin war die meiste Zeit nicht da, ich habe fast nur alleine gearbeitet.“

Retro müssen wir noch üben.
Reihum befrage ich die Teams, oder wer davon anwesend ist:

  • Wie ist es gelaufen?
  • Wie war eure Zusammenarbeit?
  • Habt ihr etwas voneinander gelernt?
  • Wie habt ihr die Aufgaben selbst und die Menge der Arbeitsaufgaben empfunden?
  • Habt ihr euch gut auf die Klassenarbeit vorbereitet gefühlt?
  • Was sind eure Wünsche oder Vorschläge für den nächsten Sprint?

Dann gebe ich Feedback für die Teams und die einzelnen Anwesenden: Was hat mir gut gefallen, was habe ich beobachtet, welche Tipps und Hinweise habe ich für das zukünftige Arbeiten.

Nicht jeder antwortet in vollständigen Sätzen, manchen muss man etwas auf die Sprünge helfen. Andere lernen aus den vorangegangenen Fragen schnell und antworten umfangreich.

Wir stehen, wie beim StandUp üblich, im Halbkreis vor dem TeamBoard. Das ist für manche anstrengend und für alle ungewöhnlich. Es zeigt aber auch sofort den großen Vorteil: Es ist vollkommen klar, dass wir uns außerhalb des normalen Unterrichtsgeschehens befinden. Jeder Schüler und jede Schülerin steht mir direkt gegenüber und wird von mir auch direkt angesprochen. So kommt ihr Feedback und mein Feedback direkt beim Empfänger an.

Wir stellen mit einem Blick fest: Fast alle haben sehr gut gearbeitet und einen Großteil der Aufgaben erledigt. Jetzt kommt die große Frage – können wir 3 Gewinnerteams überhaupt ausmachen? Wir sind uns einig, dass alle gute Erfolge erbracht haben.

„Aber jeder nur ein Kreuz!“*

Jetzt kommt der beste Moment des Sprints. Weil diesmal alle Sieger sind, darf sich auch jeder eine Kleinigkeit aussuchen. Ich habe eine große Auswahl an kleinen Geschenken mitgebracht, Regenbogenbuntstifte, duftende Textmarker, lustige Radiergummis. Obwohl meine Schüler zwischen 16 und 24 sind, sucht sich jeder begeistert etwas aus. Als ich sage, dass diese Geschenke von mir persönlich sind, als Dankeschön für die gute Mitarbeit, können sie es erst nicht so richtig glauben. Dann bedanken sich einige noch mal bei mir.

Zum Schluss besprechen wir, worum es thematisch im nächsten Sprint gehen wird: Essen und Kultur.

Und dann ist die Stunde auch schon zu Ende. Schöne Herbstferien!

 

* Natürlich verstehen Schüler meine Witze nicht. Das muss so. #teacherslife

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